David Graeber: Schuldsklaven

David Graeber

Schulden: Die ersten 5000 Jahre

  • Gebundene Ausgabe: 600 Seiten
  • Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 7., Aufl. (14. Mai 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3608947671

Buchbeschreibung: 

Ein ebenso radikaler wie befreiender Blick auf die Wurzeln unserer Schuldenkrise
Seit der Erfindung des Kredits vor 5000 Jahren treibt das Versprechen auf Rückzahlung Menschen in die Sklaverei. Die Geschichte der Menschheit erzählt David Graeber als eine Geschichte der Schulden: eines moralischen Prinzips, das nur die Macht der Herrschenden stützt. Damit durchbricht er die Logik des Kapitalismus und befreit unser Denken vom Primat der Ökonomie.Seit der Erfindung des Kredits vor 5000 Jahren treibt das Versprechen auf Rückzahlung Menschen in die Sklaverei. Die Geschichte der Menschheit erzählt David Graeber als eine Geschichte der Schulden: eines moralischen Prinzips, das nur die Macht der Herrschenden stützt. Damit durchbricht er die Logik des Kapitalismus und befreit unser Denken vom Primat der Ökonomie.
Ein radikales Buch im doppelten Wortsinn, denn Graeber packt das Problem der Schulden an der Wurzel, indem er bis zu ihren Anfängen in der Geschichte zurückgeht. Das führt ihn mitten hinein in die Krisenherde unserer Zeit: Von der Antike bis in die Gegenwart sind revolutionäre Bewegungen immer in Schuldenkrisen entstanden.
Graeber sprengt die moralischen Fesseln, die uns auf das Prinzip der Schulden verpflichten. Denn diese Moral ist eine Waffe in der Hand der Mächtigen. Die weltweite Schuldenwirtschaft ist eine Bankrotterklärung der Ökonomie. Der Autor enttarnt Geld- und Kredittheorien als Mythen, die die Ökonomisierung aller sozialen Beziehungen vorantreiben.
Im Kern ist dieses Buch ein hohes Lied auf die Freiheit: Das sumerische Wort „amargi“, das Synonym für Schuldenfreiheit, ist Graeber zufolge das erste Wort für Freiheit in menschlicher Sprache überhaupt.

David Graeber ist einer der Begründer der Occupy-Bewegung.

Er lehrt in London amerikanische Anthropologe.
Er will über die eigentlichen Ursachen der gegenwärtigen Schuldenkrise aufklären und auch Orientierung in diesem unnatürlichen Kapitalismus geben.

Es sei ein Mythos des „Wirtschaftsliberalismus“ ,
daß der Mensch von Natur aus ein am Eigennutzen orientiertes Wesen sei,
welches im Austausch und Wettbewerb mit anderen seine wirtschaftlichen Ziele verfolge,
wobei dem Menschen das Geld helfe, die Fesseln des Naturaltauschs abzustreifen und zu allgemeinem Tausch, Handel und Wohlstand zu finden.

An der gegenwärtigen Wirtschaft sei jedoch NICHTS natürlich.
„Die wahren Ursprünge des Geldes finden sich vielmehr bei Verbrechen und Vergeltung …, bei Krieg und Sklaverei, Ehre, Schuld und Sühne.“

Markt und Geld seien zerstörerisch.
„Ursprünglich lebten die Menschen in einem Naturzustand, in dem allen alles gemeinsam gehörte.“
Dieser „ursprüngliche Kommunismus“ findet sich auch heute noch im Alltagskommunismus des Lebensvollzugs (“Rohstoff des Zusammenlebens“).
Und anknüpfend an diesen Naturzustand der Menschen habe es so etwas wie eine „humane Ökonomien“ gegeben. Dabei seien die Menschen einander individuell in einer unaufhebbaren Weise verpflichtet gewesen.

Die Entstehung von Geld ist demnach evolutionär nicht begründet.
Georg Friedrich Knapp verweist besser darauf, daß das Geld stets Ausdruck staatlicher Setzung war und ist.
Denn erst der Staat schaffe das Münzgeld. Dadurch entstünden im eigentlichen Sinne erst Märkte. Diese provozierten ihrerseits staatliches Handeln. Mit der Einführung von Geld wurde die „humane Wirtschaft“ zerstört – durch die staatliche Verpflichtung zu Steuern und Abgaben, dann den Geldausdruck geschäftlicher und privater Schulden, durch die Entstehung von Zins und Zinseszins.

Noch ist unklar:

  • Wieso kam es zur Auflösung der „humanen Ökonomien“?
  • Woher kam der münzgeldgierige Staat mit seinen Vertretern?

Das römische Eigentumsrecht und der zugehörige Freiheitsbegriff war eine Übertragung der Grundidee einer Schuldenwirtschaft in allgemeine Rechtssätze, die bis in die Gegenwart weiter wirken. Das sei das größte Verhängnis, denn das sei die rechtliche Fassung von Sklaverei:
Der „Individualismus“ des römischen Rechts, Freiheit als Bindungslosigkeit, Eigentum als Egoismus zu denken.
Diese normative Rechtfertigung der Sklavengesellschaft hat sich bis heute fortgeschrieben:
„Wir sind zu einer Schuldengesellschaft geworden, weil das Erbe von Krieg, Eroberung und Sklaverei nie ganz verschwunden ist.“

Alles Geld trenne, sei insofern diabolisch.
Europa war es, das die mittelalterliche Welt der gegenseitigen Kreditverpflichtungen durch seine Gier nach Münzgeld, Gold und Silber brutal zerstörte. Die Aggressivität der europäischen Expansion in Übersee und die Kolonialisierung und Ausplünderung vieler Teile der Erde sind deutliche Fakten.

das Finanzkapital war die treibende Kraft der Veränderung der weltwirtschaftlichen Strukturen sowie der Entstehung eines in Europa und später in Nordamerika konzentrierten Kapitalismus. Dieses Finanzkapital habe die europäische Aggressionen (z.B. des 1. und 2. Weltkrieges) finanziert. Deren Ziel war es, zu rauben, zu plündern oder andere zu Schuldsklaven zu machen. Damit setzte sich der Kapitalismus als ein sich ständig erneuerndes Schuldenverhältnis durch.

 

Kommentar von REINHARD WOLF (18.05.2012) in der FAZ:
„Was kommt ist nicht klar“? Doch ist es: Mehr (Schuld)-Geld! Bis zum bitteren Ende!
Warum soll man auch auf ein so wirksames Versklavungsinstrument verzichten? Effektiver als mit Geld lassen sich die Massen nicht in die frei gewählte Sklaverei treiben!
Das Grundproblem: Alles Geld = Kredit = Schulden! A priori! Die Schuld(en) entsteht mit der Entgegennahme der von der Zentralbank (echtes Geld = offizielles Zahlungsmittel) und den Geschäftsbanken (Giralgeld = Buchgeld = fiktives Geld) herausgegebenen Schuldscheinen/Kredite! Je mehr Geld in Umlauf kommt, desto mehr Schuldscheine, desto mehr Schulden, desto mehr Sklaven! Die Protagonisten sitzen von Anfang an in der Schuldenfalle und sind wegen der Rückzahlungsverpflichtung nebst Zins und Zinseszins willig ihr eigenes Grab zu schaufeln: Für die Auslösung ihrer Schuldscheine sind sie bereit die begrenzten Rohstoffe immer schneller auszubeuten und durch das Verbrennen der Energieressourcen ihre Lebensbedingungen immer schneller nachhaltig zu zerstören.
Nur „schuldfreies“ Geld macht frei! Geld muss schuldfrei werden!
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/david-graebers-kapitalismuskritik-sklaven-sind-wir-alle-11752380.html