Wertvolle Unterwäsche

Steuerflucht gibt es nicht nur bei Konzernen und den Superreichen. Es ist zum Volkssport geworden

„Angesehene Bürger, die nie auf die Idee kämen, einen Apfel vom Nachbarbaum zu stehlen, verstecken ihr Geld im Ausland und brüsten sich auch noch damit“, berichtet CSU-Chef Erwin Huber .

„Zu gern sind die Banken seit jeher behilflich, wenn es darum geht, die „Steuerlast zu optimieren“, wie sie ihre Leistungen anpreisen. Schon als Gerhard Stoltenberg 1989 die Quellensteuer auf Kapitalerträge einführte, provozierte er damit eine Flucht nach Luxemburg. Schnell bezogen deutsche Banken dort geräumige Büros in vorzeigbarer Lage. Bald machten sie knapp ein Drittel des Finanzplatzes Luxemburg aus, wie die Wirtschaftsprüfer von KPMG in einer Studie feststellten.

Der Andrang in Luxemburg war enorm. Das war wie im wilden Westen, erinnern sich Banker. Commerzbank-Chef Martin Kohlhaussen nörgelte, der Ansturm in Luxemburg sei ja erfreulich. Aber langsam werde es in der Dependance der Bank dort einfach „räumlich zu eng“. Andere deutsche Banken richteten am Luxemburger Flughafen provisorische Schalter ein, „richtige Bretterbuden“, wie die Banker erzählen, um all das eingeschleuste Geld annehmen zu können.“

Quelle: FAZ.de, 24.02.2008

Auch Schweizer Banken verwalten Milliarden von deutschen Sparern, die in keiner Steuererklärung auftauchen.

„Das Geld reiste auf vielen verschiedenen Wegen nach Luxemburg. Versteckt in Kekspackungen oder ausgehöhlten Orangen, per Bankkurier oder schlicht via Überweisung schafften deutsche Anleger Anfang der 90er Jahre Milliarden Mark in das kleine EU-Land. Aus Angst vor den schärferen deutschen Zinssteuern, die 1992 eingeführt wurden, brachten selbst Kleinanleger ihr Erspartes in das als verschwiegen und sicher geltende Großherzogtum. Mindestens 100 Milliarden DM sammelten die luxemburgischen Töchter deutscher Banken und Sparkassen allein bis Sommer 1991 ein. Einige der einstigen Fluchtmilliarden liegen noch heute – längst umgewandelt in Euro – in den Tresoren der Geldinstitute.

Ein Teil des Geldes dürfte sich demnächst wieder auf Reisen machen: zurück nach Deutschland oder weit weg in sicherere Steuerschlupflöcher in der Karibik oder in Asien.“ (Quelle: Tagesspiegel.de , 15.04.2013)

 

WNach wie vor überweisen Steueroasen wie die Schweiz oder Luxemburg Kleckerbeträge nach Deutschland. Doch der Trend weist nach oben. Dieses Jahr flossen fast 200 Mio. Euro Zinssteuer von europäischen Fluchtburgen in das Bundesfinanzministerium.“ (Quelle: Handelsblatt.de, 8.6.2013)

Aber bei der privaten Rückbringung des Geldes aus dem Ausland kommt es immer wieder zu Problemen:

Eine Mutter und ihre Tochter versteckten insgesamt 190 000 Euro Bargeld in ihren Schlüpfern, als sie von Luxemburg über die Grenze nach Deutschland fuhren. Doch der deutsche Zoll schaute gründlich nach. Kurz hinter dem Grenzübergang auf der Autobahn zwischen Schengen und Merzig kontrollierten die saarländischen Zöllner einen Reisebus. Dabei stießen sie auf eine 76 Jahre alte Mutter und ihre 53-jährige Tochter, die auf der Heimreise aus Luxemburg waren. Beide sagten, sie hätten keine größeren Mengen Bargeld bei sich. Doch die Zöllner tasteten die beiden Frauen ab und bemerkten das Rascheln der Geldscheine, die Damen flogen auf.

Die Konsequenzen:

  • Jetzt ermittelt die Steuerfahndung.
  • Außerdem müssen die beiden Frauen Bußgeld bezahlen.

Der deutsche Staat versteht eben bei Bargeldschmuggel keinen Spaß. Es drohen Geldbussen bis zu einer Million Euro.