Glücklich ohne Geld auf Vanuatu

Das Südsee-Inselreich Vanuatu kennt in der westlichen Welt kaum jemand. Die 83 Inseln erscheinen wie ein Paradies, auch wenn die Erde dort recht häufig bebt. Die wenigsten wissen, wie das Finanzsystem auf Vanuatu aussieht. Die Einwohner der Insel Pentecost gelten als die glücklichsten Menschen der Erde, denn sie haben kein Geld. Stattdessen treiben sie Tauschhandel mit Schilfmatten, Muscheln, Korallen, seltenen Steinen und Wildschweinen. Eine Finanz-Bank gibt es dennoch. Auf die wird aber kein Geld eingezahlt, sondern Naturalien. Der eine bringt einen Sack Korallen, der andere schön geformte Steine. Diese werden auf der „Tanbunia“-Bank deponiert und in der Landeswährung Vanuatus, dem „Vatu“, gutgeschrieben. Wieviel die Naturalien wert sind, entnimmt der Bankmanager einer Umrechnungstabelle. Um dann eine Arzt-Rechnung oder Schulgebühren zu bezahlen, stellen die Anwohner, die ein Konto bei der „Tanbunia“-Bank haben, einen Scheck aus, der dann in jeder herkömmlichen Bank eingelöst werden kann. Denn im übrigen Inselreich Vanuatus wird ganz normal mit Geld gehandelt, dennoch akzeptiert und bürgt die Regierung Vanuatus für das Naturalien-Geld. Sogar 80 Prozent der Bewohner nutzen das traditionelle „Tanbunia“-Banksystem. Immerhin gibt es schon 12 Filialen der „Tanbunia“-Bank auf Pentecost, und in ganz Vanuatu 50. Neben Guthabenzinsen vergibt die Bank auch Hypotheken und Kredite.

Jeder auf Vanuatu ist dadurch wohlhabend und fühlt sich reich. Weil das so ist, gibt es keinen Anlass für die Bewohner, zu stehlen oder zu betrügen, weshalb die Türen der Bank auch nachts unverschlossen bleiben. „Jemand wird nur zum Dieb, wenn er nichts hat. Deshalb ist das Ziel unserer Bank, das niemand in Armut lebt“, sagt der Bankchef. Selbst Weisheit wird entlohnt. Wer alt ist und nicht mehr arbeiten kann, der kommt zur Bank und erzählt von seinen Lebenserfahrungen. Auch das wird honoriert, denn für die Bewohner Pentecosts ist ein guter Rat immer wertvoll.

Deshalb sind die Bewohner Vanuatus die glücklichsten Menschen der Welt. Das hat eine britische Studie ergeben, die vor drei Jahren anfing, die glücklichste Bevölkerung der Erde zu ermitteln. Am schlechtesten schnitten die großen Industrienationen ab, darunter die USA (Platz 150 von 178) und China. Deutschland landete auf Platz 81. Spitzenreiter aber wurde Vanuatu, obwohl es gemessen am Bruttosozialprodukt als eines der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder der Erde gilt und weder Rohstoffe, noch eine Industrie oder eine Infrastruktur hat. Wörter wie „Konsum“ oder „Marktwirtschaft“ kommen nicht einmal in der Sprache von Vanuatu vor. Doch die Studie ergab: Je weniger materiell eine Gesellschaft ist, desto zufriedener ist ihre Bevölkerung. Die Bewohner Vanuatus sind vor allem glücklich, weil sie dankbar sind für das, was sie haben. Ihnen sind ihre Familie und ihre Traditionen wichtiger als Besitz. Ihnen ist Lebensqualität und Zufriedenheit wichtiger. Inzwischen interessiert sich auch die UN für die Idee, bedeutsame Wertgegenstände als offizielle Zahlungsmittel anzuerkennen.

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